Wallfahrt nach Obermauern in Osttirol

 

Die Heiligenbluter Wallfahrt nach Obermauern in Osttirol findet jährlich am letzten Samstag im Juli statt. 

Heute begleite ich die Pilgergruppe und speziell eine kleine Gruppe junger Männer in Gedanken auf ihrem Weg.

Der Kreuzträger, der Jahrzehntelang an diesem letzten Samstag im Juli das Kreuz über die Berge trug, hat dieses Amt in jüngere Hände gelegt. 

 

 

"Nimm meinen Dank und meine Bitten mit auf den Weg!" bitte ich mein Kind, der als Freund mit dem neuen Kreuzträger den Heiland über die Berge begleitet. 

Eine Jahrhunderte alte Tradition, entstanden aus der Not heraus, weil über viele Sommer die Frucht nicht mehr reif wurde und die Menschen im Tal Hunger litten.

 

 

Geschmückt mit Edelweiß aus den Bergen

ist der Heiland, wenn er um 4 Uhr früh in der Heiligenbluter Kirche gesegnet und entsendet wird.

Der Weg führt hinein in den Winkl und weiter hinauf auf die Trogalm, wo ich immer bei der eingewachsenen Maria im alten Lärchenbaum Rast gemacht hab.

Ob man die Marienstatue noch sieht, die vor vielen vielen Jahren jemand in diesen Baum gestellt hat und die Lärche in den Jahren des Wachsens diese kleine Marienstatue eingewachsen hat?

Am Hang drüben schreien die Murmeltiere ihren schrillen Warnpfiff in den erwachenden Tag hinein. 

Im Leitertal kommt die Sonne und begleitet die Wallfahrer, die noch in ihrem Tempo den Berg bezwingen.

Glorahütte - es gibt Kaffee und warme Suppe.

Und in einem Jahr stand sogar eine riesige Schaukel da oben und ich schaukelte, bis die kleine Kreuzträgergruppe von damals zum weitergehen mahnte. "Ich will dich ja nicht entmutigen, aber da ganz oben, wo das kleine Schneefeld ist, da müssen wir hin."

Sebastian zeigt mit seinem Stock auf einen winzig kleinen Punkt am Ende der Welt. 

Damals wie heute gehen Nationalparkarbeiter diesen Weg um ihn für die Pilger "schön sauber" zu machen. 

Und es scheint fast Tradition zu werden, dass dies Kreuzträgeramt in diesen Kreisen weiter gegeben wird. 

 

 

Von der Glorahütte steigt man ab

Richtung Lugner Haus und bei der Schliederle Kapelle

trifft sich die ganze Pilgerschar.

Um 11 Uhr geht es von dort oben aus los und

gemeinsam betet man den Weg hinunter

nach Kals am Großglockner. 

Die Mittagsglocken läuten und die Samstag 12 Uhr Sirene schrillt, wenn die Pilger in Kals ankommen. 

"Es hat Jahre gegeben, da sind nur noch eine Handvoll Pilger diesen Weg gegangen!" wurde mir erklärt.

"Doch seit dem Pilgerboom steigt auch die Zahl

der Wallfahrer von Heiligenblut nach Obermauern stetig an!" 

In manchem Jahr und bei schönem Wanderwetter

waren es fast 300 Menschen,

die ihren Dank und ihre Bitten auf den Weg gebracht haben. 

 

Die meisten Pilger nehmen die Gondel hinauf

auf`s Matreier Törl.

Doch ein paar Pilger gehen auch den Weg den Pressler hinauf. 

Welchen Weg die junge Kreuzträgergruppe

heute wohl nimmt?

 

 

Von der Veitskapelle aus geht die Pilgergruppe

wieder geschlossen und betend den Weg

hinunter nach Matrei.

Der Kreuzträger hat viele Helfer, die für ihn das Kreuz der Pilgergruppe voran tragen. 

"Gegrüßet seist du Maria voll der Gnaden,

der Herr ist mit dir....... 

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name....." 

klingt es vielstimmig den Weg hinunter.

 

Dunkle Gewitterwolken treibt der Wind hin und her. 

Es wird heute nicht anders sein.

Und auch heute wird es Pilger geben,

die diesen Weg zum ersten Mal gehen und

die wie ich bei meiner ersten Wallfahrt

nach Obermauern überwältigt sind,

wenn sie die Matreier Kirche betreten. 

Die Schönheit und Offenheit dieses Gotteshauses

ist überwältigend,

aber vielmehr hat mich damals die Tatsache überwältigt:

"Angelina du hast es geschafft,

du bist tatsächlich 37 km über die Berge gegangen.

Mit dem Herrgott am Kreuz gegangen."

 

 

Von Matrei bis Obermauern werden die heutigen Pilger

mit dem Bus gebracht. Früher wurden diese

10 letzten Kilometer auch zu Fuß gegangen. 

Früher haben die Pilger in Heuschupfen geschlafen

oder bei Bauern und sind am anderen Tag

den ganzen Weg über die Berge zurück gegangen.

Heute werden die Pilger mit Bussen zurück gebracht. 

 

Geschlossen zieht die Pilgergruppe, die seit 4 Uhr in der früh  gemeinsam unterwegs ist, um 18 Uhr in die Wallfahrtskirche "Maria Schnee"  in Obermauern ein. 

"Wir ziehen zur Mutter der Gnade....."

 

Tief berührt und erleichtert erklingt

der Gesang und das Gebet der Pilgergruppe. 

Der Pfarrer sagt:

"Der Muskelkater wird vergehen,

aber der Segen bleibt." 

 

In mir steigt die Sehnsucht herauf:

"Irgendwann werde ich meine Bitten und meinen Dank auch wieder mit meinen eigenen Füßen  auf diesen Weg bringen."

 

Für heute bleibt in mir der stille Glaube,

dass all diese Bitten und der Dank die auf den Weg gebracht wurden, in den Himmel aufsteigen,

auf dass Friede und Heilung werde unter uns. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Rosalinde Seiwald (Samstag, 30 Juli 2022 20:13)

    Liebe Angelina, danke, dass du mich auf deinen neuen Blog aufmerksam gemacht hast. Ich habe ihn mit Interesse und Freude gelesen. Danke auch für die schönen Bilder.
    Vor vielen Jahren bin ich einmal den Weg über die Felder von Virgen zur Kirche nach Obermauern gegangen. Mit dabei waren meine Mutter, mein Sohn und eine Bekannte aus der Nachbargemeinde.
    Jahre später bin ich mit einer Frauengruppe aus Berg von Obermauern den Kreuzweg auf die Gottschaunalm gegangen, die eine sehr schöne Lage hat, umrahmt von jungen Lärchen. Die Almhütte ist geschmückt mit so vielen schönen Blumen in allen leuchtenden Farben. Es gibt dort eine ausgezeichnete Brotzeit: Graukäse, selbst gebackenes Brot mit Butter, Speck, Wurst und als Nachspeise frische in heißem Schmalz herausgebackene Blattln.
    Die Gottschaunalm ist auch Ausgangspunkt für eine herrliche Wanderung auf die Bonn-Matreier-Hütte. In meinen jungen Jahren war ich viel in Osttirols Bergen unterwegs und zehre noch heute von den schönen Erlebnissen.
    Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich vielleicht heuer noch einmal nach Winkl komme.
    Vielleicht gelingt es mir.
    Ich wünsche dir alles Gute, einen schönen Almsommer und bleib gesund!
    Liebe Grüße - Rosalinde!