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Ungesichert

 

Wie ich dieses Textschild als Teil des Literaturweges an den Zaunstempel nagelte, konnte noch keiner wissen, dass es zwei Jahre später genau dies aussagt, was wir im letzten Augustwochenende 2020 erleben mussten.

Die Tage davor waren erfüllt von Kinderlachen, die im Schlauchboot auf dem Teich dahin paddelten  und kleine Krebse suchten und die Abends ein Lagerfeuer anzündeten um Stockbrot zu braten. Kinder mit ihrer Oma die sich in der Teichhütte zusammen kuscheln im Kerzenschein und Geschichten erzählen von früher.

     

   Ja - so alt bin ich schon geworden, dass ich meinen Enkelkindern Geschichten von früher erzählen kann.

Nach heißen Sommertagen wo wir Grumet gemäht und eingebracht haben, Gäste abgefahren sind und neue Gäste gekommen sind, setzt mit Blitz und Donner der Wetterumschwung ein.

Mit meinem kleinen Enkelbuben an der Hand gehe ich durch den Gewitterregen. Bei jedem Blitz und Donner zuckt er zusammen und drückt meine Hand noch ein bisschen fester.

"Wir können heute einfach nicht in der Teichhütte schlafen!" erkläre ich dem kleinen Buben. "Es ist zu gefährlich,...."

Nach dem dritten Donnerknall meint er einsichtig:

"Bleiben mir lieber im Haus heroben!"

Sonntagvormittag läuft der Teich über und wenige Stunden später bricht die Möll in den Auwald herein. Weitere Stunden später wird Sepp`s Paradies mitsamt unserem Paradies überflutet.

Es heißt, der Margaritzenstausee läuft über.

Das viele Holz welches vom letzten Winter noch teilweise die Bachläufe beschirmt hat wird mitgerissen.

Wir sehen selbst wie eine große Fichte mitsamt den Wurzeln die Möll hinab getrieben wird und von der Gewalt des Wassers und der Steine regelrecht zerrissen wird. Im laufe dieses Sonntags verklaust sich die Möll und weil ihr Flussbett verstopft ist, sucht sie sich einfach den direkten Weg durch Sepps Wiese.

Grumet muss jedenfalls nicht mehr gemäht werden und unser Biotop muss ebenso nicht mehr gemäht werden in diesem Jahr. Wo kurz davor noch Knabenkräuter, Wollgras, Sumpfherzblatt.... blühte, da ist innerhalb von Stunden alles unter Sand, Schlamm und Wasser vergraben.

 

Unsere kleine Hütte am Teich, die einst von Jonathan und seinem Freund Klaudius gebaut wurde und die herrliche Sommertage unser Refugium war, sie steht nun von drei Seiten wild umtost im Wasser und versucht "Haltung zu bewahren".

Diese kleine Hütte am Teich ist mir soviel mehr wie nur eine kleine Hütte. Sie ist mir ein Erbe meines großen Buben und er hat es in der Woche vor dem Hochwasser sozusagen an seinen Sohn weiter gegeben.

Diese kleine Hütte ist so voll mit Geschichten und untrennbar mit Jonathan und Klaudius verbunden. 

Die Wassermassen haben sich im Laufe des Sonntags und in der Nacht auf den Montag ein neues Bachbett gegraben. "Die neue Möll", nennen es die Menschen.

Ein "Wasserkundiger Mann" meint, die Möll sei früher durch das Feld geronnen, sie sei irgendwann vom Ur-Ur-Ur.. Großvater in dieses gebogene Bachbett gelegt worden und sie hole sich einfach ihren alten Weg zurück, denn  "Die Natur ist immer stärker."

Bei allem Schaden den das Wasser angerichtet hat, muss man doch auch froh sein, wenn keine Menschen und keine Häuser zu Schaden gekommen sind. 

Wochenlange Baggerarbeiten stehen uns bevor......

 

Unser Schlauchboot wurde von den Wassermassen mitgerissen. Stundenlang hing es im Auwald fest und wurde dann doch weiter gerissen. Tage dümpelt es draußen bei der Brücke in der Hadergasse und wieder Tage später finden wir die Überreste unseres Schlauchboots im Sperrmüll. 

Der Morgen nach dem Hochwasser ist unbeschreiblich schön und sauber. Die Möll die durch die Wiese rinnt hat richtige kleine Wasserfälle bekommen und ist stellenweise drei Meter tief.

Nur kurz ist der Gedanke von "Aufgeben" in mir. Doch dann stehe ich auf, um für unser Paradies zu kämpfen. 

So schnell wie möglich muss alles wieder so hergestellt werden wie vor dem Hochwasser, damit die Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum wieder zurück bekommen. 

Und wie durch ein Wunder ist unserer Hütte nicht allzuviel passiert. Schützend stehen die Schutzengel noch oben im Regal und das Bild von meinem Papa und das Gebet vom heiligen Franziskus und ein Mutter Gottes Bild und auch der Rosenkranz.

Auch das Wassermesshäuschen an der verklausten Brücke ist wie durch ein Wunder stehen geblieben. 

Am Montagmittag rücken die Baggerfahrer an und am Montagabend ist die Möll wieder in ihr altes Bachbett zurück gelenkt. 

Bürokratenwege beginnen und dauern..... Und Baggerarbeiten.....

 

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