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Memento mori - Gedenke des Todes

Memento mori - Gedenke des Todes.

Der Titel meines Jahresrückblicks 2021.

Diesen Jahresrückblick zu schreiben, Jahr für Jahr,

ist ein tiefes und dankbares zurücklegen eines Jahres, welches ich durchschreiten durfte mit all seinen Höhen und Tiefen, Freuden und Leiden, Erfolgen und Niederlagen, Geschenken und Verlusten, Hoffnungen und Zweifel, Frieden stiften und Streit suchen, Geldsorgen und Hilfe in der Not bekommen.

Glück im Unglück. Kranksein und Heilwerden.

Abschieden für immer. 

Corona Impfung und Corona Erkrankung.

Ein Hineinhören in ein Jahr, wo sich die Gesellschaft spaltet und wandelt und ein erkennen, dass das Schlimme passiert, wenn Menschen anfangen sich zu wehren, anfangen sich treu zu bleiben und sich nicht beugen. 

Ein Jahr der großen Veränderung. Ein Jahr des Duckmäusertums und Mitlaufens.

Aber auch ein Jahr, wo der eine oder andere gezwungen wurde des Todes zu gedenken. 

So auch wir. Hubert bekommt ein paar Stunden nach seiner ersten Corona-Impfung einen Baum über die Rübe geschlagen. Ein Unfall. "Ohne Helm wär i hin!"

Das Kappl verdeckt die Wunde am Kopf. Nicht einmal eine Stunde hat er im Wald gearbeitet. Krankenwagen und weg war er. Für fast 4 Wochen. Memento mori.

Wie schnell kann alles aus sein!?

Was alles hat man nicht getan und vorallem nicht gesagt?

Plötzlich merkt man, dass man doch an seinem kleinen Leben hängt. Plötzlich merke ich, dass ich noch nicht ohne diesen Griesgram leben möchte.

Plötzlich wünsche ich mir bei jeder fallenden Sternschnuppe nur noch das eine....

Der Sommer kommt und zieht an uns vorüber.

Die Menschen lassen sich impfen oder auch nicht. Fahren in den Urlaub oder auch nicht.

Ich beziehe meine Kraft für mein tägliches Tun aus der Natur. Wie zu allen Zeiten in meinem Leben, ist das Eingebettet sein in die Natur meine Medizin, mein Trost, meine Kraft und Freude.

Ich entdecke auf meinen Wanderungen quer durch die Berge und Wälder kleine Paradiese, die ich in all den Jahren, wo ich schon in Heiligenblut lebe nicht gefunden hab. 

Das schönste von diesem Sommer war aber sicher die Sternschnuppenfahrt im Ladewagen im frischen Almheu, welches ich mit Joschua heim bringe. 

Unser Tassilo, der Ziegenbock findet einen neuen Stall und die Gänse brüten ein zweites Mal und alle Gössel werden groß. 

Im Leben mit Tieren ist dieses große "Memento mori" immer gegenwärtig. Man weiß nicht, ob sie am Abend alle in den sicheren Stall zurück kehren. Man weiß nicht, wann der Wolf seinen ersten Raubzug auch durch unsere Gebirgswelt zieht. So bleibt in diesem Sommer 2021 ein kleiner Stamm Schafe und Ziegen auf den Heimweiden. Falls der Wolf oben auf der Alm zuschlägt, so hab ich wie Noah noch einen Zuchtstamm daheim. Aber wir durften gewähren und brachten Schafe und Ziegen wohlgenährt von der Alm nach Hause. 

Nur wenige Tage danach gab es auch in Heiligenblut die ersten Wolfsrisse.

 

Das Miststreuerwohnwagenhäuschen, welches im Sommer 2020 wild umtost war vom Hochwasser, ist im Winter 20/21 in die Knie gegangen und war den ganzen Sommer unbrauchbar. Ich hab die Rettung der kleinen Hütte schon aufgegeben, als sich im Herbst mein jüngster Sohn an die Arbeit macht, um die Hütte die sein großer Bruder einst gebaut hat, zu retten. 

Kurz vor dem ersten Schnee des Winters 2021/2022 steht die kleine Hütte wieder repariert an ihrem alten Platz. Die kleine Hütte ist gerettet, die Tiere gut von der Alm zurück, die Gänschen und Häschen groß geworden und Hubert ist gesund geworden. Gott sei Dank.

 

 

Die einen sind gegen Corona geimpft ,die anderen nicht. Jeder tut so wie es für ihn richtig ist.

Urteil, was richtig und falsch ist, gibt es nicht. Soviel Freiheit sollte jeder dem anderen lassen.

In einem sind wir uns allerdings einig. In der Feststellung, dass die Respektlosigkeit, mit der die Menschheit sich gegenüber Tieren, Wildtieren wie Nutztieren verhält, wird gerächt werden.

Die Menschen werden fortan mit Zoonosen gepeinigt werden.

Und auch Mutter Erde schlägt zurück und wehrt sich gegen den Parasiten Mensch. 

 

333 Tage hat dieses Jahr 2022 noch. 

Heute ist Maria Lichtmess, ein Lostag.

Ein besonderer Tag mit lauter Zweien.

2.2.2022.

Früher haben an Maria Lichtmess die Knechte und Mägde die Stellen gewechselt, so es nötig war.

Kerzen werden in der Kirche geweiht.

Es ist die Mitte des Winters. 

Lieber Gott, hilf uns dieses Jahr zu befüllen mit Herzlichkeit und Menschlichkeit, Wahrheit,

Mut und Beharrlichkeit. 

Befülle unsere Nächte mit Sternschnuppen und Glühwürmchen......

 

 

Im Januar 2022 stelle ich meinen Jahresrückblick 2021 aufs Regal zu den vielen anderen Rückblicken.

Gut 300 DINA4 Seiten dick, enthält er in Wort und Bild mein und unser Leben im Jahr 2021. 

Wer weiß, wen all diese Alltagsaufzeichnungen einer Bäuerin einmal interessieren werden. 

Bis es irgendwann vielleicht irgendwen interessiert, stehen sie da im Regal und hüten die Geschichte

eines Hofes und der dort lebenden Menschen. 

 

Hilf uns dieses Jahr 2022 zu befüllen mit Herzlichkeit und Wahrhaftigkeit und Ehrfurcht vor dem Leben. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Rosalinde Seiwald (Sonntag, 13 Februar 2022 19:56)

    Ich habe ihn schon öfter gelesen diesen Beitrag - Memento mori. Er ist so ehrlich verfasst, enthält so viel Wahrheit. Ich wünschte, es würden ihn viele lesen, besonders jene, die einen Nutzen daraus ziehen können, denen er helfen kann. Besonders schön finde ich die Bitte an Gott im letzten Abschnitt neben der Sonnenblume.
    Die schönen Fotos sind eine wahre Augenweide!
    Berührt hat mich auch die Textstelle "Plötzlich merke ich, dass ich noch nicht ohne diesen Griesgram leben möchte." - Ja, nur allzu oft kommen die Menschen durch ein einschneidendes Erlebnis zu dieserErkenntnis.
    Herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderbaren Text und der so schönen Gestaltung, was die Fotos betrifft! Danke dafür.