· 

Zeit um Danke zu sagen

Erst vor ein paar Tagen hat ein junger Mann zu mir gesagt: "Je älter man wird, umso schneller vergeht die Zeit." Lachend hab ich ihm geantwortet: "Das hat meine Oma auch immer gesagt und ich hab es als junge Frau nie verstanden." Längst geht es auch mir so wie meiner Oma und die Zeit vergeht viel zu schnell.

Unser Leben fließt mit der Möll Talauswärts, fließt durch die Jahre unseres Lebens, fließt in Neues hinein und fließt aus Altem heraus. 
Nur noch wenige Stunden hat dieses Jahr 2022. 

Längst habe ich wieder angefangen meinen Jahresrückblick zu schreiben und Danke den vielen Stunden des Absinkens im geschriebenen Wort, wo ich alles um mich herum vergessen kann. Müdigkeit genauso wie Hunger und Durst, Schmerzen oder Kälte. Stunden in dieser verschwenderischen Zeitlosigkeit sind Geschenke an mich selbst. 
Ein großes Geschenk in diesem Jahr an mich selbst, war dieses: "Weich aus in die Menschenleere". 

Corona hat aus mir viel schneller die Einsiedlerin gemacht, die ich als junge Frau schon immer werden wollte. Jetzt hab ich sie fast gefunden, diese alte weise Frau, im schwarzen oder grünen Gewand. 

So ist das Jahr mit seinen Jahreszeiten an uns vorbei gezogen. Im Februar muss Hubert erleben, was ich im Jahr zuvor mit ihm erlebt hab. Man schiebt mich in den Krankenwagen, rast mit Blaulicht und Martinshorn mit mir aus dem Mölltal hinaus und durch Lienz. 
Gott sei Dank kein Schlaganfall. Was es war hat keiner herausgefunden. Auch weil ich mich wieder einmal allen weitern Untersuchungen verweigert habe und mich in die Arme der Natur und in Gottes Arme geworfen habe. Sich in Sicherheit bringen und wissen was einem hilft und gut tut, ist eine große Gabe. Resilienz nennt es die Wissenschaft. Dafür bin ich sehr sehr dankbar, um diese Gabe. 
Jeden Tag für meine Tiere aufzustehen ist ebenfalls ein großes Geschenk, welches mir mein Mut geschenkt hat, als ich damals vor vielen Jahren entschied Bäuerin zu sein. Wenn man jemanden versorgen muss, dann schaut man ganz automatisch auch auf sich selbst. 

Sich dem Werden und Wachsen hinzugeben und sich an allem was da im Frühling ins Leben drängt zu freuen, ist ebenfalls ein großes Geschenk, für das man nicht genug danken kann. 
Das erste Mal in meinem Leben habe ich im Brutapparat "gebrütet". Das hat früher Hubert gemacht, dann eine Zeitlang die Kinder. Jetzt bin ich an der Reihe "Gluckhenne" zu sein. Und wie blöd vor Freude springe ich durchs Haus und trommle alle zusammen, weil es in meinen Bruteiern piepst und die Küken schlüpfen wollen. Ich bin und war eine sehr gute "Glucke" zu allen Zeiten meines Lebens, jetzt bei kleinen Küken, die meiner Fürsorge entschlüpft sind.

 

 

Doch nicht nur das Brutgeschäft von mir, den Gänsen, Puten, Garten- und Hausrotschwänzen, Meisen und Schwalben, Eichelhäher und Bussard,

war erfolgreich in diesem Jahr. Auch das Brutgeschäft von Adler und Geier scheint gut geklappt zu haben. Und rings um uns her ist reges treiben und überall ziehen Elterntiere ihre Kinder groß.

Der Frühling lässt sich nicht aufhalten.

Das Leben drängt zum Werden und Wachsen.

Ein eingeschriebener Plan der Schöpfung.

Wohl dem, der Teil in diesem großen

Werden, Wachsen und Vergehen sein darf. 

"Und eigentlich sind wir doch alle nur auf der Durchreise".
Wundervolle Gäste schenkt uns der Sommer.

Die sich mit uns an den Tieren freuen. Den Blumen, den Blick hinauf zu den Bergen, oder dem Besuch oben bei den Schafen im Hochgebirge, wo man so ganz nebenbei auch noch ein paar Edelweiß, Murmeltiere und Steinböcke findet. Wo man dem Bachrauschen lauschen kann und dem rascheln von Heu unter den nackigen Füßen. 
Alles bekommt in diesem Frühling, Sommer und Herbst ein noch wertvolleres Gesicht, wo doch nicht weit von uns, in Europa ein Bruderkrieg begonnen hat

und viele viele Menschen in Not und Tod stürzt

und zur Flucht in fremde Länder zwingt. 
Wie dankbar muss man sein, diese Tage noch auf einem paradiesisch anmutenden Plätzchen leben zu dürfen. 
Wie dankbar auch, sich mit ehrlicher Hände Arbeit sein Brot zu verdienen. 

Es ist Zeit Danke zu sagen, dass wir ein ganzes Jahr durchschreiten durften. Danke, für so manche sehr persönliche Begegnung und  für tiefe Gespräche.
Danke, für die Menschen die mit uns den

Sturm-Archehof beleben und zu dem machen was er ist, ein kleines Paradies. Danke, für die vielen Zeichen des Dankes, wenn ich nach Tagen wieder einmal zur Möll komme und Urlauber mir Kunstwerke und ein SteinDanke hinterlassen. Da bedarf es keiner Evaluierungsbögen und keiner Bewertungen.

Ich bin unendlich dankbar, für die Menschen, die auf diese Weise ihren Dank ausdrücken, dass sie den Weg zu uns gefunden haben und viele inzwischen immer wieder kommen. 

 

Ein dankender Blick zurück und

ein hoffender Blick in das Jahr 2023 hinein wünsche ich uns allen. 

Möge die Frieden verkündende Weihnachtsbotschaft weit hinein reichen

ins neue Jahr und unsere Herzen füllen

mit diesem Frieden. 

Füllen mit Menschlichkeit und Liebe.

Füllen mit Bescheidenheit und Dankbarkeit.

Füllen mit Hilfsbereitschaft und Freundschaft.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Adelheid Forsits (Samstag, 31 Dezember 2022 12:11)

    Auch ich mit meiner Enkelin Isabella hatten dieses Jahr das Glück unseren Urlaub hier verbringen zu dürfen. Wir kommen jedes Jahr wieder zur Angelina. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Danke für die schöne Zeit. Heidi und Isabella

  • #2

    Rosalinde Seiwald (Dienstag, 03 Januar 2023 13:05)

    Liebe Angelina! Danke für deinen Blog vom 30. 12. des Vorjahres, den du vom ersten bis zum letzten Satz so wundervoll gestaltet und mit den so eindrucksvollen Fotos verschönert hast.
    Mögen dir für 2023 wieder gute und ausdrucksstarke Gedanken kommen, an denen wir gerne teilhaben wollen.
    Aber: Glaubst du, dass es gut ist, sich allen ärztlichen Untersuchungen zu verweigern? Vielleicht kann in dem einen oder anderen Fall eine Untersuchung durch einen Fachmann lebensrettend sein!
    Alles Gute für dich und die Deinen von Rosalinde aus dem Drautal!