Zeit um "Lebe-wohl" zu sagen

Noch immer dreht sich mein Leben um die Hunde. 

Jeden Tag ziehen wir ein oder zweimal hinunter zum Teich. Neugierig und voller Entdeckerdrang spielen sie auf der Schafweide, entdecken, dass man Mist fressen kann, vergessen vorlauter Spiel aufzupassen und rumpeln die Böschung hinunter ins Wasser und müssen schwimmen, oder springen einfach voller Übermut in den Haufen der schlafenden Geschwister, es wird gekläfft, wenn der eine einen Knochen hat, den man selbst gerne möchte. Rangordnungskämpfe gibt es scheinbar schon bei den Kleinen und auch Alma fängt mit ihren Buben raufen an. Vielleicht um ihnen zu lernen?

 

Mitte Juni treiben wir in diesem Jahr erst die Schafe und Ziegen auf die Alm.  Auch in diesem Jahr bleibt ein Zuchtstamm von Braunen Bergschafen und Tauernscheckenziegen unten im Tal. Eingezäunt und in der Nacht dürfen sie in den sicheren und trockenen  Stall. Die anderen Tiere "setzen" wir in der Freiheit aus, ohne Zaun und ohne Hirte und schauen zweimal die Woche hinauf zu ihnen. Ein Leben in Freiheit, wie es sich jedes Tier (und jeder Mensch) nur wünschen könnte.  Ein mulmiges Gefühl bleibt und ein Luft anhalten, wenn man die Nummer vom Almobmann

auf dem Display des Handys sieht. Jeden Tag rechnet etwas in mir mit diesem Satz: "Der Wolf hat in eurer Herde zugeschlagen!"

Jedes Mal schnürt sich der Hals noch ein bisschen mehr zu, wenn man auf der Alm wieder einmal vergeblich nach seinen Schafen sucht. 

Und jedes Mal, für dieses eine Mal ein durchatmen, wenn man sie auch nur ganz oben am Grat gesehen hat, aber wenigstens gesehen hat. 

Der Almsommer jedenfalls bringt uns erst einmal eine Menge bürokratische Sch...Arbeit. 

Aber Hauptsache die "Aktenmistschaufler"  verdienen genug Geld. 
"Lebt wohl", wünsche ich trotz allem meinen Tieren, weil es nichts schöneres gibt wie einen Almsommer in Freiheit. 

Geimpft und gechipt.

Registriert und wieder viel  Bürokratie. 

Manchmal frage ich mich schon:

Wie haben sie den früher getan?

Gute Erfahrungen, nach einer Reihe schlechter, wo man das Gefühl bekam, das Geld ist wichtiger wie das Tier und der dazugehörige Mensch. 

Meine 8 Hunde haben sich mustergültig verhalten beim Tierarzt.  Sogar Alma.

Nur beim heimfahren haben dann einige so geweint und auch gekotzt. Gott sei Dank haben wir einen Termin noch in der Morgenfrische bekommen und mussten die fast 100 Km nicht in der größten Sommerhitze fahren. 

 

Noch ein wenig malad von der Impfung und dem ersten Mal Auto fahren, suchen sie die Nähe zur Mama.

 

Manchmal lassen Alma und ich die Kleinen allein daheim im Zwinger und fahren zu den Schafen auf die Alm. Weil wir schon oben sind steigen wir zu den Steinböcken, Murmeltieren und zu den Enzianen auf.

Wir weichen aus in die Menschenleere, um wieder Luft zum Atmen zu bekommen. 

Um den Blick über die Berge fliegen zu lassen, hinauf ins Wolkenspiel und auf den Boden, nach all den Schönheiten und Raritäten mit der der Almfrühling die Weiden überflutet. 

Nahe lassen mich die Steinböcke und Murmeltiere an sich herankommen und ich finde sogar einen 

Albino-Enzian. Das hab ich bisher noch nie gesehen. 

Nach ein paar Stunden allein auf den Almwiesen, 

mit einem guten Anblick und der Freude am Allein-sein und der Natur, kehre ich gestärkt zu meiner Arbeit und zu meiner Rasselbande zurück.

Auch Alma freut sich ihre Kinderlein wieder zu sehen und so ziehen wir spielend und tobend zum Teich hinunter. Genießen die Tage in der Sonne und im Wasser, oder kuscheln in der Hütte zusammen, wenn draußen ein Gewitterregen nieder geht.

Es ist eine so kostbare Zeit, wo noch alle Welpen da sind. Wenn ich dann mit den Hunden auf der Decke am "Sandstrand" bei unserem Teich liege, und mein Blick oben am Waldrand zum Knapp um 17 Uhr zwei Basthirsche ausfindig macht, dann ist mir dieser Anblick eine doppelte Freude. Den jungen Rehbock in der Krumbauerwiese und die Geiß mit ihrem Kitz, die kennen wir schon und sie kennen uns und treten trotz unserem wilden Treiben zum Äsen auf die hohe Krumbauerwiese.

 

Gewitterschläfchen in der Hütte, nach wildem Spiel und neuen Herausforderungen.

8 Wochen ist Aska alt, als ich sie als erste von meinen Welpen verabschiede. 

Für einen Moment packt mich wirklich die Rührung und mit sieben Welpen im Schoß, die alle gestreichelt werden wollen, muss ich erst mal ein bisschen weinen. Weinen aus Dankbarkeit für die wunderschöne gemeinsame Zeit und die große Erfahrung die ich als Hundezüchterin machen durfte. Dankbarkeit, dass sie mit Menschen durchs Leben gehen darf, die mir selbst Freunde bleiben. 

"Wenn ich nicht wüsste, dass Azra bei mir bleibt, dann könnte ich das glaub ich nicht!"  sage ich zu Gabi und drücke ihr die zweite Hündin in die Arme und wisch mir die Tränen weg. 

Gott segne und beschütze euch. 

Lebe wohl -Aska, Nero, Baron, Kurti, ....

 

Balto sucht noch einen Platz

zum Leben und Arbeiten.

Atlas junior (das Pfarrerle) und Azra dürfen erst

einmal bei uns am Sturm-Archehof bleiben. 

Zwar hab ich die Warnung von meinem Berufsjägersohn gehört: "Wir haben uns halt geschworen, nie mehr gleichzeitig zwei junge Hunde zu haben."

Aber ich möchte es trotzdem versuchen. 

Im Notfall bleibt der eine am Hof bei Alma, derweil ich mit dem anderen jagen gehe.

 

Auf die Arbeit die jetzt auf mich wartet, das Ausbilden der Hunde, darauf freu ich mich und hab doch wie zu Anfangszeiten wo ich Alma decken ließ, ein bisschen Angst vor meiner eigenen Courage.

Aber wenn ich es nicht versuche, dann kann ich ja nichts lernen.

Und egal wie es ausgeht. Ich möchte es nicht unversucht lassen. 

Diese Wochen im Rückzug von den Menschen, um nur den Tieren meine Zeit zu schenken und wenigen besonderen Menschen, haben mir gezeigt, was ich wirklich zum Leben brauche. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Ingrid und Gernot Sturm (Samstag, 01 Juli 2023 13:10)

    Liebe Angelina!

    Danke für das miterleben der heranwachsenden Welpen! Sie bekamen ein paradiesisches Plätzchen zum groß werden mit ihrer Mama Alma in Gottes Natur geschenkt und wurden schon auf viele Reize aufmerksam gemacht. Du, liebe Angelina hast das so besonders gemeistert und jetzt heißt es „Lebe wohl“ zu sagen und mögen sie sich stets gut beschützt in ihrer jagdlichen
    und familiären Welt zu wunderbaren Begleitern entwickeln.
    Auch uns hat das Abschied nehmen jetzt sehr bewegt und dir Augen wurden feucht….
    Schön ist es, dass das Pfarrale und Azra bei dir und Mama Alma am Hof bleiben können und die Zeit des Lernens beginnt…

    „Unser Hund bleibt zeitlebens ein Lernender – vorausgesetzt, dass der ihm zugetane Mensch selbst Lernender bleibt!“ E.Trumler…..

    In der Hoffnung, dass es heuer in Heiligenblut ein Wiedersehen gibt, freuen wir uns die beiden Welpen kennenzulernen….

    Alles Gute, bleibt gesund und Gottes Schutz! In lieber Verbundenheit deine Freunde, Ingrid und Gernot mit Junghund „Kleiner Münsterländer“ „Lucky“

  • #2

    Rosalinde Seiwald (Montag, 29 Januar 2024 12:20)

    Es ist wunderschön, die Geschichte von deinen Hunden zu lesen. Es ist erstaunlich, was du zuwege bringst, was du alles in einen einzigen Tag hineinpacken kannst. Möge dir dies weiterhin gelingen und viel Freude bereiten. Für das alles wünsche ich dir von ganzem Herzen stets gute und nachhaltige Gesundheit - Rosalinde!