Farming for Nature Österreich - Biodiversitätsbotschafterin

 

 

 

Wie ich im März und Juni 2022 in der ARCHE Austria den Bericht von Suske Consulting lese und dabei den "Pokal" sehe, da denkt es in mir:

"So einen Pokal würde ich auch gerne haben." 

Unikate für jeden einzelnen Biodiversitätsbotschafter gemacht.

Seither wurden 15 BiodiversitätsbotschafterInnen ausgezeichnet und ich bin tatsächlich eine von ihnen.

Manchmal kann ich noch gar nicht glauben, dass ich am 15. April 2024 im Marmorsaal des Landwirtschaftsministeriums diesen wunderschönen "Pokal" aus den Händen von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig erhalten habe. 

Wir fünf Biodiversititätsbotschafter des Jahres 2024

Otto Knaus bewirtschaftet einen 12 ha großen Weinbaubetrieb in der Südsteiermark und betreibt eine Buschenschank.

Jakob Meyer hat 2018 den elterlichen Betrieb im niederösterreichischen Mostviertel übernommen und bewirtschaftet 18 ha Streuobstwiesen. Die Elsbeere ist dabei sehr wichtig.

Armin Rauch führt gemeinsam mit seiner Familie einen extensiven Bio-Bergbauernbetrieb auf 900 m Seehöhe in Vorarlberg. Betriebsschwerpunkt ist der Gemüseanbau. Auf seinem Betrieb gibt es eine innige Verzahnung von Extensivflächen, Ausgleichsflächen und Wirtschaftsflächen.

Alexander Steindl hält viele seltene Nutztierrassen wie Murbodner Rinder, Turopolje Schweine und die Pinzgauer Strahlenziege in Freilandhaltung. 
In den letzten Jahren hat Alexander über 3000 Heckensträucher gepflanzt und eine ca. 3 ha große Sonnenweide angelegt. Derzeit wachsen auf seinem Betrieb über 28 Obstsorten mit 168 verschiedenen Sorten. 
Für Alexander ist Bio und Nachhaltigkeit zu wenig, er ist sich sicher: 
"Wir brauchen eine regenerative Landwirtschaft."

Angelina Pucher bewirtschaftet einen 5 ha großen Bio ARCHE Hof mit einem gesamtbetrieblichen Naturschutzplan. 
Der Sturm ARCHE Hof ist nicht nur Heimat vieler seltener Haustierrassen, er ist auch ein Urlaub am Bauernhof- und ein Green Care Betrieb. Als wichtiges Standbein, um mit 5 ha im Vollerwerb Landwirtschaft betreiben zu können ist die Knopfmacherstube.

Doch wie wird man Biodiversitätsbotschafter?

Als Bauer/Bäuerin kann man nicht einfach hingehen und sagen: "Ich möchte auch so einen schönen "Pokal" haben." Es muss jemanden geben, der dich und deinen Betrieb für würdig erachtet Biodiversitätsbotschafter zu werden und dieser nominiert dich.

Da ich seit 2018 als Biodiversitätsvermittlerin für das ÖKL (Österreichisches Kuratorium für Landentwicklung) unterwegs bin und auch so manch andere tolle Veranstaltung mit dem ÖKL zusammen gemacht habe, wurde ich vom ÖKL als Botschafterin nominiert, zusammen mit 24 anderen Bauernhöfen aus ganz Österreich. 

 

An einem regnerischen Tag im November telefoniere ich mit Johanna Huber die das Projekt

"Farming for Nature" betreut. 

Mein Blick fällt dabei auf die Wiesen und Berge,

die sich langsam auf einen Bergwinter vorbereiten. Hühner, Gänse und Puten sind noch auf Futtersuche auf dem ganzen Hof verteilt.

Johanna und ich stellen fest, dass wir schon einmal miteinander Kontakt hatten, da ich für einige Zeit die Wanderausstellung der "Altbauern" in der

Sturm-Archehof-Bücherei beherbergt habe.

 

Irgendwann kam ein weiterer Anruf:

"Du bist bei den 9!"  Die nächste Runde also. 
Kurz ist der Gedanke in meinem Kopf:

"Das ist ja wie bei den 10 kleinen Negerlein. -

Dann waren´s nur noch Neun." Der Trost ist -

es bleiben 5 übrig!

 

Mitte März 2024 bekomme ich Besuch von Florian Schipflinger und Susanne Aigner aus der Jury. 
Meine kleine Welt ist wieder einmal weiß angezuckert.

"Der Keuschlermist" hat mir vor vielen Jahren ein alter Bauer gesagt und den Frühlingsschnee gemeint.

 

Ich bewirte meine Gäste mit selbstgebackenem Brot und Biokäse aus der Käserei Walchsee, wo ich Tags zuvor bei meinem ersten Naturschutzpraktiker-Kurs war und dort tatsächlich auf Solveig Thurnes vom ARCHE Hof 

Stoagraue gestoßen bin, die vor einigen Jahren diesen "Pokal" bekommen hat, von dem die ARCHE Zeitung im März und Juni 2022 berichtet hat. Jetzt also drücken wir die kommenden Monate die Schulbank, um auch noch Naturschutzpraktiker zu werden. Und weil man einfach nie ausgelernt hat. 

 

Und wieder kommt ein Anruf aus Wien.

Dieses Mal mit der Nachricht:

"Du bist Biodiversitätsbotschafterin

des Jahres 2024"

 

Ich lasse gerade die Ziegen und Schafe das erste Mal auf die Weiden. Freue mich, dass alle Gänse auf ihren Nestern brüten. Auch die Puten brüten und eine Sulmtaler Henne.

Ich habe die ersten Samen in die Erde und die ersten Eier in den Brutapparat gelegt und harre dem Sprießen und neuem Wachsen entgegen. 

 

Ich freue mich so sehr über diese Nachricht, dass ich als kleine Bäuerin, mit nur 5 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche im Vollerwerb, eine Landwirtschaft vertreten darf, die wohl auch vom Aussterben bedroht ist.

Die noch in der alten Zeit festzuhängen scheint und doch längst in eine Zukunft verheißendes Morgen

aufgebrochen ist. 

 

Als Christin und Naturschützerin seit Kindertagen,

frage ich mich: "So kann es in der Schöpfungsgeschichte nicht gemeint sein, wenn es dort heißt: "Macht euch die Erde untertan, herrscht über die Tiere." 
Für mich hat diese Bibelstelle immer so gelautet:

"Setzt euren Fuß auf die Erde und seid verantwortlich für die Tiere und ihre Lebensräume." 

Das bedeutet Achtsamkeit und Ehrfurcht.

Sich zu einem Teil in der Natur machen. 

Denn:

Es wird wohl keine zweite Arche Noah geben.

 

 

Essbare Pflanzen von der Aussaat bis zur Ernte zu begleiten, genauso wie die Domestikation von Haustieren ist und war die Hauptbeschäftigung hunderter Generationen vor uns. 

Die industrielle Landwirtschaft zerstört diese Vielfalt, die in Jahrtausenden gewachsen ist. 
Denn auf die Natur und das Eingebettet sein in ihr sind wir viel mehr angewiesen, als auf alle technische Infrastruktur.

Der Schutz der Natur ist immer mit dem Gedanken der Gerechtigkeit und des Friedens verknüpft. 

 

Wirtschaften mit seltenen Nutztierrassen ist Lebendgenerhaltung und gelebter und nachhaltiger Naturschutz. 

Am 15. April 2024 bin ich seit gefühlten Ewigkeiten wieder einmal nach Wien  gefahren. 

Ich Landei, finde mich in jedem Wald und auf jeder Alm  zurecht, aber das Suske Consulting Büro hätte ich wohl in Hundert Jahren nicht gefunden.
Gott sei Dank wurde  ich am Bahnhof in Wien abgeholt.

Wir Biodiversitätsbotschafter lernen uns kennen und wir lernen auch die Mitarbeiter von Suske Consulting kennen. 

Es kommt mir vor, als würde ich all diese Menschen schon lange kennen,

so vertraut sind sie mir.

 

 

 

Im "Sommerfrühling" fahre ich in die Steiermark und mach Zwischenstopp bei der Jägerfamilie.

Das Porträtieren der Hirsche im Wintergatter macht mir Jahr für Jahr eine so große Freude.

Auch die jagdlichen Gespräche und die Zeit mit den Buben ist mir jedesmal eine geschenkte Zeit.

Im "Winterfrühling" und erfüllt von all den Erlebnissen der letzten Tage fahre ich in meine geliebte Bergeinsamkeit zurück und stelle meine "Trophäe" auf einen Ehrenplatz im Literaturcafe. 

 

Die Kirsch-  und Apfelblüten tragen Schneehauben. 

Die Tiere müssen wieder im Stall bleiben. 

 

 

Die im Gartenhaus vorgezogenen Pflanzen werden in den Acker gesetzt. Kartoffeln in die Erde gelegt. 

Überall piepst es und die Schwalben reparieren ihre Nester und fangen mit Brüten an.

Auch die Bachstelzen, Gebirgsstelzen, Spechte, Garten- und Hausrotschwänzchen, Eichelhäher, Krähen, Tauben, Amseln, Bergfinken, Meisen, Enten, ... alles ist eifrig mit dem Brutgeschäft beschäftigt.

Ich auch.  Werde ich in diesen Frühlingstagen

gleich 10 fache Kükenmama und

5 fache Gänsemutter. 

 

 

 

Verwundbar

Widerstandsfähig

Faszinierend

Geheimnisvoll

 

Die Schöpfung

und 

alles

was 

zum 

Werden

bestimmt ist. 

 

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Weise Menschen beugen sich keiner

weltlichen Macht und

schon gar nicht dem Geld.

Sie suchen die Verbindung zu ihren Wurzeln,

zu den Geheimnissen des Seins. 

Sie bemessen Reichtum nicht mit Geld,

sondern mit Naturerlebnissen und

dem Eingebettet sein in diese und

leisten ihren Beitrag. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Beate (Donnerstag, 30 Mai 2024 20:40)

    Ja, dein Preis ist für deinen jahrelangen Einsatz für die Natur, dein ständiges fragen, " was kann ich noch gestalten, was zusätzlich lernen? "(Jägerin Bibliothekarin, uvm) nur eine gerechte, öffentliche Anerkennung!

  • #2

    Hubertus (Mittwoch, 12 Juni 2024 18:42)

    Von Kindesbeinen aufgewachsen in Jagdhäusern mit besonderem Blick für die Vielfalt und Schönheiten der Natur und die Artenvielfalt bei den Tieren gestaltest Du schon viele Jahre Deinen Bergbauernhof und gibst Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten. Alles aus freudigem Herzen, mit Leib und Seele. Und vieles bringst Du zudem als Buchautorin und Fotografin, aber auch als passionierte und waidgerechte Jägerin zu Papier.
    Herzlichen Glückwunsch zur der hohen Auszeichnung als Biodiversitätsbotschafterin.