Erzähl mal, wie es früher war

Eigentlich ist das Projekt "Erzähl mal, wie es früher war" ein Sturm-Archehof-Bücherei Projekt. 

Mit einer Kick Off Veranstaltung haben wir im Oktober 2023 an den drei Nationalpark Volksschulen Heiligenblut am Großglockner, Großkirchheim und Mörtschach begonnen. Nationalpark Ranger und ältere Menschen aus den jeweiligen Gemeinden erzählten den Kindern. Die Kinder schrieben die gehörten Geschichten mit Hilfe ihrer LehrerInnen auf. 

Ich habe dann alle Geschichten gesammelt und mit Hilfe der Nationalparkgrafikerin Justina Heinz das Buch "Erzähl mal, wie es früher war" gestaltet. 

Nach dem ersten Besuch in der Schule fragten uns die Kinder: "Wann kommt ihr wieder?" 

Und beim zweiten Besuch in der Schule meinten die LehrerInnen: "Es ist doch leichter, wenn du mit drei oder vier älteren Menschen zu uns in die Schule kommst, wie wir zu dir in die Bücherei."  So bin ich jeden Monat in allen drei Schulen zu Besuch gewesen. Bis zum Frühling.

 

In der Adventszeit bekamen die Kinder den wunderbaren Hausaufgaben-Auftrag: "Geht mit einem Teller Kekse zu Oma und Opa, zu eurer alten Nachbarin oder Tante,... setzt euch zu ihnen und lasst euch von früher erzählen." 

Fasziniert und inspiriert konnten die Kinder in die Welt ihrer Großeltern und Urgroßeltern eintauchen. 

Mit viel Eifer haben die Kinder die Erzählungen aus der Vergangenheit in  spannende, lustige und berührende Geschichten verpackt, die ich dann im Buch gesammelt habe.  

 

 

Wir erfuhren viel über den Nationalpark Hohe Tauern. Seine Entstehungsgeschichte und wir hörten von dem Steinwild-Wiederansiedelungsprojekt und von den Bartgeiern. 

Die Mörtschacher Klasse wurde irgendwie zur Handwerker-Klasse. Anselm Fleißner erzählte uns vom Flachs, Leinen und von Sonntagsärmel,....

Hermann Schrall zeigte und erzählte uns vom Korbmachen. Seine Frau von vielen Arbeiten die man heute nicht mehr kennt und nicht mehr kann.

Der Gerber Richard Zeiner hat uns erzählt und der Schuhmacher Hermann Lackner. 

Die alte Lehrerin Annelies Ziervogel erzählte uns vom "Schulgehn" wie es früher war.

Und die Göritzerschmid Mone wie sie für die Sommerfrischler gesungen haben und dafür einen Apfel, oder eine Handvoll Rosinen bekamen. Der Grabenschmid erzählt von einem Steinbock, der den ganzen Sommer und Herbst in einer Ziegenherde verbracht hat und er erzählte uns vom Moach legen. 

Oft kam die Sprache auch auf den Krieg und dass man früher auf den Höfen noch alles selbst gemacht hat.

Edelweiß haben sie an die ersten Touristen verkauft und ihre ersten Schillinge verdient. Der Raimund erzählte uns vom Goldwaschen und "1908 wurde in der Heiligenbluter Kirche die Orgel gebaut und über 100 Jahre spielten die Granöggers auf dieser Orgel." 

Vor den Kindern sitzen die "alten Leute" und erzählen und die Kinder ahnen vielleicht, dass 80, 90 Jahre vielleicht doch nicht soooo lange her ist, weil diese Menschen, die das alles erlebt haben ja noch leben. 

Im Mai habe ich dann mit einigen Kindern die Stockmühlen in Apriach besucht, oder das Hofmuseum beim Pfeifer, die Knopfstube in Heiligenblut und das Museum beim Anselm Fleißner in Mörtschach.

Viele Bilder die im Buch abgebildet sind, stammen von diesen Besuchen.

Eintauchen in eine andere Welt.

 

Es ist noch nicht einmal 100 Jahre her und viele unserer Gäste können sich noch daran erinnern, wie früher auf den Höfen alles selbst gemacht wurde und man nur Zucker und Salz dazu kaufen musste. 

Essbare Pflanzen, von der Aussaat bis zur Ernte zu begleiten, genauso wie das Halten von Haustieren, ist und war die Hauptbeschäftigung hunderter Generationen vor uns.

 

Wer weiß heute noch, wie man aus Hanf Leinen macht oder aus der geschorenen Schafwolle eine Lodenhose, oder einen Strickpullover? Aus Milch Butter und Käse?

Aus Ästen einen Korb? Aus Kuhhörnern Knöpfe?

 

Vielleicht konnte mit diesen Geschichten die Neugierde in den Jungen Menschen geweckt werden, dass sie einiges von dem alten Wissen  gerne wieder können würden. Vielleicht suchen sie weiter nach Menschen die ihnen Geschichten von Früher erzählen, die ihnen so manches altes Handwerk zeigen und lernen, damit es nicht verloren geht.

Damit es in unsere Zeit herüber gerettet werden kann.

 

 

Ein großer herzlicher Dank an alle unsere Erzähler, die mit mir in die Schule gegangen sind und die den Kindern daheim bei der Hausaufgabe geholfen haben.

Ein großer Dank an die LehrerInnen die mit den Kindern so aufmerksam zugehört haben und die so interessante Fragen gestellt haben. Die mit den Kindern die Geschichten zusammen geschrieben haben und die Korrigiert haben. 

Ein großer Dank Barbara Pucker für die Kick Off Veranstaltung und die viele andere Unterstützung.

Ohne Justina Heinz und ihre viele Arbeit am Computer wären all meine Ideen und die vielen gesammelten Geschichten, wohl unveröffentlicht in der Schublade geblieben. 

Allen, die das Buch mit Sponsorengeldern unterstützt haben, möchte ich herzlich danken.

Und ganz besonders Peter Suntinger, der Döllacher Bürgermeister, der uns half den Rest der Druckkosten aufzubringen. Der uns zu Beginn des Festes, wunderbare Begrüßungsworte schenkte.  Vielen Dank.

Und was wäre ein Fest ohne die Musik?! So möchte ich den vielen jungen und alten MusikerInnen unter Verena Wallners Leitung von Herzen danken. Die Bühne ist förmlich aus den Nähten geplatzt, weil immer noch mehr MusikerInnen kamen. Die Drinigen die das "Radl der Zeit" und viele andere Kärntner Lieder so wunderbar gesungen haben. Anna Rupitsch mit ihren Querflötenspielerinnen sei gedankt und Mara und Judith Lackner, die das wohl passendste Lied zu diesem Projekt und dieser Buchpräsentation gesungen haben.

"Heast es net, wia die Zeit vergeht, ... Und die Jungen san alt wordn und die Altn san g´storb,...

und gestern is heit word´n und heit  is´  bald morg´n,.... Heast es net, wia die Zeit vergeht."

 

 

Am 18. November 2024 bin ich wieder nach Wien gefahren.

Mit meinen Biodiversitätsbotschafter Kollegen und einem tollen Publikum haben wir diskutiert und ich konnte auch von unserem Buchprojekt erzählen und die druckfrischen Bücher dort in Wien verkaufen und einige auch verschenken. 

Wolfgang Suske von Farming for Nature, der diesen Abend moderiert hat, er liest sogar eine Geschichte aus unserem Buch dem Wiener Publikum vor. 

Wer weiß, ohne dieses große Projekt mit euch Jungen und Alten, wäre ich wohl keine Biodiversitätsbotschafterin geworden. 

So aber hat eine kleine Bäuerin, mit einem kleinen Bauernhof eine Stimme bekommen, für unsere wunderschöne Heimat, die es gilt zu erhalten, mit all ihrer gewachsenen Schönheit, Wildheit, mit all ihren gelebten Traditionen.

Mit all dem, was es zu schützen und zu bewahren gilt. 

Vielen Dank euch allen! 

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